Interview mit Dennis Schommer – Gitarrist des Country-Duos „D'n'R“, Songwriter, & Producer über die Entwicklung von Songs und über die Unterschiede der deutschen und amerikanischen Country-Szene.
Wann hast du mit dem Musik machen begonnen? Von welcher Richtung kommst du?
Als ich sechs Jahre alt war, hat mich meine Mutter dazu getrieben, Querflöte zu lernen. Das ging aber nicht lange gut, nach etwa sieben Unterrichtsstunden habe ich das abgebrochen. Dafür habe ich dann relativ bald die Gitarre und den Blues-Rock für mich entdeckt (grinst).
Ich hoffe, deine Mutter war nicht sehr geknickt… ;-)
Nein gar nicht, meine ganze Familie ist total musikalisch – und dabei ganz breit aufgestellt: meine Mutter ist Sängerin, mein Stiefvater spielt seit gefühlten 50 Jahren Bass und mein Stiefbruder Robin Lindner ist Schlagzeuger.
Mit ihm hast du 2013 die Country-Band D'n'R gegründet. Wie kam es dazu?
Richtig. Robin und ich stehen eigentlich schon immer auf Country. Irgendwann fingen wir an, Songs mit einfachem Mitteln aufzunehmen. Als das Ganze ernsthafter wurde, habe ich mir anständiges Equipment angeschafft und dann haben wir direkt losgelegt und unsere erste Country-Platte aufgenommen.
Deutschland gilt ja nicht gerade eine Country-Hochburg. Eure Fans sind eher in den USA, Mexico und Kanada. Wie baut man sich von hier aus eine Fanbase in der amerikanischen Country-Szene auf?
Das hat sich vor allem über Online-Bekanntschaften mit Country-Bands in den Staaten entwickelt. Einige sind in der amerikanischen Countryszene sehr bekannt und haben uns jetzt z.B. zu einer Tour in die USA eingeladen. Wäre schön, wenn das klappt.
Ich stelle es mir aber recht schwierig vor, als Deutsche in der amerikanischen Country-Szene ernst genommen zu werden.
Wir verkaufen uns nicht als deutsche Country-Band. Es ist uns wichtig, authentisch rüber zu kommen. Das ist der Schlüssel. Viele deutsche Country-Bands verkleiden sich fast auf der Bühne und versuchen, jemand anderes zu sein. Das machen wir nicht, wir leben das. Ich trage z.B. auch in meiner Freizeit Boots. Aber einen Hut trage ich nicht – der steht mir nicht (lacht).
Neben der Band produzierst du auch Songs, richtig?
Ja, ich denke, es gibt da draußen viele Hobbymusiker, die kreativ sind und gerne mal ihren eigenen Song machen wollen, aber nicht das nötige Know How oder Equipment haben. Wenn sie z.B. nur einen Text haben, kann ich die Musik speziell nach ihren Wünschen dazu schreiben – egal ob Rock, Pop, Metal, Blues oder Rockabilly. Manchmal kommen die Leute aber schon mit konkreten Songansätzen wie etwa einer Melodie und Chords auf mich zu – ich entwickle die Songs dann weiter, schlage z.B. passenden Instrumente vor, und arrangiere anschl. die Musik für sie in meinem Homestudio.
Kannst du bitte kurz beschreiben, wie der Entwicklungsprozess eines Songs aus deiner Feder aussieht?
Wenn ich einen Song für jemanden entwickle, müssen viele Fragen zunächst geklärt werden: Welcher Stil ist gefragt, was soll an Instrumentierung drin sein, welche Tonart usw. Dabei ist vor allem Kommunikation gefragt, damit am Ende das richtige Ergebnis rauskommt. Es ist ein ständiger Abstimmungsprozess.
Hast du immer eine genaue Vorstellung davon, welche Instrumentierung einem Song besonders gut tut?
Wichtig ist mir vor allem die Qualität des Songs. Das soll schon anspruchsvoll sein. Und ich weiß meistens genau, was drin sein muss, also welche Riffs, welche Bassline, wie soll der Refrain klingen. Aber in jedem Fall brauche ich erst einmal ein Konzept. Das ist wie bei dem Prototyp in der Autoindustrie. Ich überlege mir: So soll es am Ende aussehen und so wird es dann auch gebaut.
Wie können dich interessierte Leute kontaktieren?
Ich wohne in Aschaffenburg. Meistens kontaktieren mich die Leute aber online, über meine Facebook-Seite. Hörproben von Demos verschiedenster Stile wie Rock, Pop, Blues, etc. sind außerdem über meinen Soundcloud-Account abrufbar.
Und wohin soll die musikalische Reise für D'n'R hingehen?
Mit Country kannst du in Deutschland nicht viel reißen. Wir sind aber in der Formel 1 dieses Musikstils unterwegs. Da wir schon viele Kontakte in den USA haben, wollen uns dort weiter vermarkten. Im Moment nehmen wir dafür gerade unsere zweite Platte auf. Auf unserer ersten Platte kann man noch unsere Blues-Rock Herkunft heraushören, die nächste soll aber eine reine Country-Platte werden.
Gibt es so etwas wie Vorbilder für euch?
Definitiv. Im Gitarrenbereich ist z.B. Brad Paisley ein ganz großes Vorbild. Aber auch das Duo Brooks & Dunn, das z.B. 2012/2013 die erfolgreichste Band beim CMA Award war. Das ist DIE Auszeichnung schlechthin in der Country-Szene. Aber wir wollen niemanden kopieren, aber es wäre schön, dorthin zu kommen (lacht).
Also, was sind Eure konkreten musikalischen Ziele für 2015?
Ein paar Gigs in Deutschland wären ganz cool. Aber wichtiger noch: Auftritte in den Staaten. Und das Producing will ich natürlich auch weiter ausbauen.
Vielen Dank und toi toi toi, Dennis!
(Bildmaterial: ©Dennis Schommer)